Schweizer Kompromiss: Die Summe der Nachteile

Die neue Homeoffice Regelung von Schindler riecht nach Schweizer Kompromiss: Aus Solidarität mit den dem Produktionspersonal, das kein Homeoffice machen kann, dürfen dies alle anderen auch nicht mehr. (Tagesanzeiger vom 11. Mai)

Nachteile für Handwerkerinnen und Handwerker:
Natürlich können die Servicemitarbeiterin und der Produktionsmitarbeiter nicht im Homeoffice arbeiten. Doch was bringt es diesen Menschen, wenn alle anderen nun ebenfalls nicht mehr im Homeoffice arbeiten dürfen? Nichts – ausser vielleicht Schadenfreude. Um einen guten Job zu machen braucht es Vertrauen, Wohlwollen und gute Rahmenbedingungen. 

Nachteile für Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeiter:
Und was bringt es allen anderen? Einschränkungen im Sinne des Schweizer Kompromisses: Lasst uns solidarisch sein mit jenen, die kein Homeoffice machen können. 

Nachteile für die Firmenkultur. Denn die Nachricht zwischen den Zeilen könnte lauten:
Zuhause Arbeiten ist paradiesisch – in der Werkstatt oder beim Kunden arbeiten ist mühsam. Wir sind Schweizer, wir sind solidarisch. Machen wir es uns also alle mühsam. Mögen wir individuelle Freude im Keim ersticken.
Oder die Nachricht könnte lauten: Wir vertrauen euch nicht, wenn ihr zuhause arbeitet. Und wir schieben die Solidarität vor, damit wir euch wieder besser kontrollieren können.

Wer motivierte Mitarbeitende möchte, tut gut daran, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen:

1) Das Arbeitsleben ist ein grosser und wichtiger Teil eines gesunden Lebens. Kinder im Sandkasten beginnen zu “arbeiten” und haben Spass daran. Erst als Erwachsene reden wir über Work-Life-Balance, und suggerieren damit, dass das Leben aufhört, sobald die Arbeit beginnt. 

2) Firmen tun gut daran, ihren Mitarbeitenden nicht maximale Sicherheit zu geben – sondern die Kompetenzen im Umgang mit Unsicherheit zu fördern. Das heisst: So viel Einschränkungen wie nötig – so viel Freiraum wie möglich. Alle Menschen bewegen sich in einer Welt, die nicht gerecht ist und uns viel Kreativität, Entscheidungen und Aushalten von Unsicherheiten abverlangt. Bloss an manchen Arbeitsplätzen hat man das Gefühl, man müsse eine heile Welt vorzaubern. Viel Glück!

3) “Ich kann Leute nur führen, wenn ich sie physisch sehe.” Solche Aussagen von Führungskräften sagen viel über die Führungskraft und wenig über die Realität. Es ist herausfordernd, heikle Themen anzusprechen – und gleichzeitig ist es wichtig, um nahe an den Mitarbeitenden dran zu sein. Der Grund, dies online nicht zu tun liegt jedoch in den Überzeugungen (Blockaden) von Führungskräften, und nicht in den technischen Möglichkeiten. Ob Telefon, Onlinemeeting oder physisches 1:1. Der Fisch muss auf den Tisch. 

4) Führungskräfte, die nur physisch führen können/wollen, sind oft auch jene, die unter Teambuilding, “ein Bier trinken” verstehen. Nun, sie haben nicht verstanden, was Teambuilding ist – und wundern sich über mangelndes Vertrauen und aufkeimende Konflikte im Team, wo man es beim Bier doch so gut hatte.

Teambuilding ist ein systematisches Erarbeiten einer Teamkultur. Eine Teamkultur bauen ist erschreckend einfach: “Abmachungen treffen und einhalten.” So entsteht Vertrauen. Und Vertrauen ist der Schlüssel zu vielem, denn:

5) Ein Team ist nicht eine Gruppe Leute die zusammen arbeitet. Ein Team ist eine Gruppe Leute, die einander vertrauen (Simon Sinek)

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