Kindisch? Limbisch!

Dominanten Verhaltensmuster in vielen Führungssituationen entwickeln sich im Kindesalter.

Wir sind doch kein Kindergarten!

Solche Ausrufe höre ich an jedem zweiten Führungskurs. Und muss antworten: Doch! Wir sind zwar erwachsene Menschen, doch die dominanten Verhaltensmuster in vielen Führungssituationen werden im Kindesalter entwickelt: 

– Dieses Spielzeug gehört mir.

– Du bist mein Freund. Du bist mein Feind. Die Feinde meiner Freunde sind auch meine Feinde. Usw…

Das ist nicht Kindisch. Das ist Limbisch! Das Limbische System ist ein sehr alter Hirnteil. Er hat sich früh in unserer Evolution entwickelt. Es ist sozusagen unser Reptilienhirn: Friss oder Stirb. Angriff, Flucht, Täuschung. 

Darüber ist das Kuhirn gestülpt: Es kann geniessen und zufrieden in der Gegend herumglotzen. 

Und ganz aussen, das neuzeitlichste Update, ist das Menschenhirn. Hier wohnt die Logik, die Rationalität, aber auch die Impulskontrolle, die Frustrationstoleranz. Es versucht die andern beiden Hirne etwas im Zaum zu halten. Mal erfolgreicher, mal weniger.

Mit dem Reptilienhirn und dem Kuhhirn kommen wir mehr oder weniger auf die Welt. Darin sind viele Prägungen und Inutitionen ab der Geburt angelegt oder werden frühkindlich festgeschrieben. Das Menschenhirn ist erst ca. mit zwanzig Jahren einigermassen aufgestartet.

Kinder streiten ehrlicher als Erwachsene

Konflikte keimen im Limbischen System. Kinder streiten ehrlicher. Erwachsene dagegen, verpacken ihre limbischen Trigger oft in rationalisierte Erklärungen. Die Kunst beim Konflikte lösen ist deshalb, mit kindischen limbischen Systemen zu kommunizieren. Diese sind – und das ist der Kern der Sache – rationalen Argumenten nicht zugänglich. Der Kopf mag zwar argumentativ absolut recht haben – doch das limbische System gewinnt. Immer.

Das heisst aber nicht, dass keine Veränderung möglich ist. Genau wie Kinder wollen limbische Systeme wahrgenommen und respektiert werden. Darauf reagieren sie. Geben und Nehmen. Und manchmal auch achtsam Grenzen und Konsequenzen aufzeigen. Das ist die Sprache, die sie sprechen.

Dies funktioniert übrigens auch in der Selbstführung. Wenn Sie sich – also ihrem Limbischen System – sagen, “jetzt reg dich ab!”, nützt das kontraproduktiv. Viel wirksamer ist: “Was brauchst du? Was kann ich tun? Wäre es möglich, den Wutanfall auf später zu verschieben? usw…”.

Emotionale Systeme brauchen Emotionale Interventionen.

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