Die Kraft des aktiv Zuhörens

Der Vorgesetzte ärgert sich über die immer gleichen Stories seines Mitarbeiters. Dabei hat er den Schlüssel in der Hand, dies zu ändern.

“Jetzt beginnt er wieder mit dieser Story!” Wer denkt dies nicht ab und zu bei der Zusammenarbeit? Dies ist das Gegenteil von aktiv zuhören. Man schaltet auf Durchzug. Man kennt die Geschichte ja. Es ist verständlich, wenn man sich ab und zu so verhält. Sobald man jedoch die Wirkung dieses Verhaltens verstanden hat, hört man rasch damit auf! Und beginnt mit aktiv zuhören.

Hintergrund

Die Person, welche die Story erzählt, hat nämlich (in ihrer Wahrnehmung) einen wichtigen Punkt und spürt, dass dieser Punkt nicht ankommt. Logisch, wenn das Vis-à-vis im Durchzugmodus ist. Wie verhält man sich, wenn man einen wichtigen Punkt nicht klar machen kann? Man wiederholt ihn in allen Formen und Farben.

Beide Beteiligten agieren völlig logisch und nachvollziehbar:

– A hat ein Anliegen und erzählt es B

– B interessiert sich nicht dafür und schaltet auf Durchzug

– A spürt, dass es nicht ankommt und wiederholt das Anliegen

Man kann es nicht genug betonen: Das Verhalten, welches Vorgesetzte bei ihren Mitarbeitenden beklagen, lösen sie selber mit aus!

Der Vorgesetzte B ärgert sich über die immer gleichen Stories seines Mitarbeiters A. Dabei hat er den Schlüssel in der Hand, dies zu ändern: Indem er ihm seine Realität schonungslos zumutet. Dies funktioniert fast immer mit diesen zwei Schritten:

Gegenmittel

1. Das Gehörte in eigenen Worten wiederholen. “Wenn ich dich richtig verstehe, … “

Genau das ist aktiv zuhören. Es löst im Mitarbeiter A zwei drei hilfreiche Prozesse aus:

  • Er fühlt sich gehört – verstanden – wertgeschätzt (sein Impuls, die Geschichte zu wiederholen nimmt ab)
  • Oft ergänzt er wichtige Details, die zuvor nicht bekannt waren. Nicht selten sind diese lehrreich und hilfreich
  • Sind Emotionen im Spiel, verlangsamt sich das Gespräch – alle Seiten gewinnen Zeit zum Denken 

2. Je nach gewonnenen Erkenntnissen, kann es aktiv zuhören nun in verschiedene Richtungen weiter gehen:

  • Die eigene Realität danebenstellen. Aber erst, nachdem der Mitarbeiter sich voll verstanden fühlt! “Schau, ich weiss du findest xyz und kann das aus deiner Perspektive auch nachvollziehen. In meiner Rolle berücksichtige ich die Aspekte abc jedoch stärker und komme deshalb zum Schluss ABC.
  • In eine normale Diskussion übergehen, wenn neue, interessante Aspekte auftauchen.

– Ein Feedback geben (–>Link), wenn die Wiederholungen penetrant werden / bleiben: 

“Du erzählst mir diese Story jetzt zum fünften Mal diese Woche. Ich habe dir signalisiert, dass ich dich höre. Dies gibt mir das Gefühl, meine Bedürfnisse werden von dir zu wenig wahrgenommen.” 

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Quelle: 

Rogers CR (2004) Entwicklung der Persönlichkeit, Psychotherapie aus der Sicht eines Therapeuten, 15. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart

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